Bericht zur Transalp 2006
Klaus Kredel / 152A
24. Juni Anreise nach Oberammergau Fred holt mich ab, es ist kurz vor
9:00 Uhr. Wir fahren - manchmal etwas dickflüssig - im Prinzip aber staufrei über
die A7 in Richtung OA. Fred fährt definitiv digital, will heißen, er steht
voll auf dem Gas oder aber bremst. Rollen ohne Pedaldruck gibt es nicht! Wenn man sich
erst mal daran gewöhnt hat, muß man auch keine Angst haben - sicher fährt
er allemal. Kurz nach Norbert treffen wir ein und eilen sogleich zur Halle der Akkreditierung.
Wollen nicht wieder in der sonnigen Schlange stehen wie in 2004. Alles geht flott,
auch wir sind in der Zwischenzeit schon eingespielt. Anschließend ab ins Hotel
um die Ecke vom Start - nur keine weiten Wege. Radler sind meist lauffaule Fußgänger!
Und gleich wurde noch eine kurze Einrolltour ausgemacht mit den anderen sechs Teilnehmern
aus dem Kreis der "Freunde der Röhrborngasse" (FdR) incl. Frau Wetterfee
Irmy, unserer Lady Röhrborngasse. |
Ridersnight in Oberammergau (Bernd + Fred) Zur Vergrößerung Bilder in dieser Spalte einzeln anklicken !!!!!!!!!!!!! |
25. Juni Start zur 1. Etappe Oberammergau - Sölden / 141,6 km, 2.440 Hm Aufgrund der frühen Taschenabgabe
an den LKW´s sind wir schon um kurz nach 8:00 Uhr im Startbereich. Unsere Fotografin
schießt aus allen Rohren - uns mit und ohne das berühmt/berüchtigte
"Röhrborngasse"-nschild. Einzeln, zu zweit, dritt, viert, komplett,
von links, rechts, oben und unten. Man wird auf uns aufmerksam - auch der Tourfotograf
war schon da und die TV-Leute auch. Interessant, es sind doch viele Wiederholungstäter
aus den Vorjahren zu sehen. Und dann ist es auch schon 10:00 Uhr, es geht los. Scheinbar
wollen viele schon auf den ersten flachen Kilometern das Rennen gewinnen. Zum Überholen
ist alles recht, links, rechts und mittendurch - auch der erstbeste parallel verlaufende
Fahrradweg muß herhalten. Verrücktes Volk - aber die werden alle noch wesentlich
ruhiger werden ! |
....bisheriges Stundenmittel 36 km/h ist jetzt nicht mehr zu halten !! Wetten ! |
26. Juni, 2. Etappe Sölden - Brixen / 126,0 km, 3.216 Hm Gut geschlafen, weniger gut gefrühstückt.
Nach dem Start geht´s gleich hoch zum Timmelsjoch, dem mit 2.509 m höchsten
Punkt der Tour. Oben noch etwas Nebel und ziemlich unfreundliches Wetter, im weiteren
Verlauf der Abfahrt dann Besserung und viel Wärme. Und kaum unten in St. Leonhard
angelangt, geht´s auch schon wieder in größer werdender Hitze über
den Jaufenpass. Bis zur Labe immer in Höhe des weiblichen Teams 36A/B geblieben,
der Ausblick auf wohlproportionierte Teile in Höhe des Sattels halten mich gut
in der Marschtabelle. Schnell ein großes Radler in der Gaststätte an der
Verpflegungsstation, dann weiter. Die Steigung nimmt kein Ende und ist im baumlosen
oberen Bereich weit voraus in den Hang gehauen zu sehen. Endlich oben, puh ! Aber die
Damen verloren! Abwärts und über Sterzing läuft es nochmals gut bis
Franzensfeste, von wo es nach links ab durch Weinberge und Obstplantagen incl. einer
ekeligen - weil höhenmetrigen- Umleitung nach Brixen geht. Und wieder bin ich
platt, mag keine Pasta und auch die spätere Pizza will nicht rein. Nur Bier, das
kann es aber auch nicht sein. So suche ich vor dem Schlafengehen noch ein Lokal auf
und esse eine schöne dicke und leckere Gullaschsuppe. Das Hotel ist nur ca. 350
m entfernt, also gut zu Fuß machbar - und die Räder können wir dort
auf den Hotelbalkons bestens unterstellen. Dort tausche ich meine 25er Kassette gegen
die 27er aus - wenn´s denn helfen wird. Das notwendige Werkzeug ist ja mit in
der Tasche. Es war aber schön, die sieben anderen FdR nach meiner Ankunft noch
im Zielbereich getroffen zu haben - wartend mit kühlem Bräu aus dem Hause
Forst. |
....vor dem Start, fit wie immer, Team 152A+B Die Damen von Team 36 kamen aber dann ca. 10 Minuten nach mir ins Etappenziel. |
27. Juni, 3. Etappe Brixen - St. Vigil / 90,7 km, 3.180 Hm Aus Brixen raus, über St. Andräa, unserem Übernachtungsdomizil in 2004 (noch 400 HM nach der damaligen Tagesetappe), geht´s in den Anstieg zum Würzjoch. Es läuft gut! Auf der Abfahrt sehe ich Dirk mit defektem Vorderrad und bei ihm Konrad. Alles sturzfrei, so höre ich - gottlob! Man schickt mich gleich weiter, helfen kann ich eh nicht. Weiter geht die Fahrt in großer Hitze - und an der Verpflegungsstation vor dem furkeligen Ferkelpass haben die beiden mich wieder eingeholt und ziehen weiter. Auf halber Höhe des Furkelpasses, dort wo die Holländer die Dusche und Wasserstelle eingerichtet hatten, kehre ich kurz im Hotelgasthaus ein, um eine Hopfenkaltschale aufzunehmen - dann geht´s, wieder wesentlich flotter, über die restlichen 19%igen und sonnigen Anstiegsstücke. In St. Vigil dann eigentlich wieder platt - statt Pastaparty erst mal nur Schatten und Flüssiges. Stunden später: Norbert sucht und findet mich wild fuchtelnd mit der heutigen Gazetta in der Hand. Dort hat man uns als FdR abgelichtet und ein paar Zeilen zur Gasse geschrieben. Das bringt mir scheinbar den sonst immer vorhandenen Appetit zurück und ich gehe mit ins brutheiße Verpflegungszelt. Ich haue kräftig rein, Huhn mit Haut, Lasagne, Tomatensalat, alles schmeckt und geht gut runter. Und die Kaltgetränke passen ebenfalls bestens. Ich fühle mich wieder pudelwohl! |
...noch weit bis oben ?? |
28. Juni, 4. Etappe St. Vigil - Wolkenstein / 120,8 km, 3.481 HM (Königsetappe) Das Wetter zeigt sich nicht von seiner besten Seite - dabei hatten wir alle schönes Wetter gebucht für diese besondere Woche. Am Anstieg zum Valparola dann und kurz vor der Verpflegung anhalten, Rucksack ab, Regenjacke an - und weiter. Der Regen ist unschön und kommt quer, das braucht eigentlich kein Mensch. Auf der Abfahrt vom Passo Falzarego dann mit dem Wasser ins Tal schwimmen, eine grauselige Sache, nicht ganz ungefährlich. Manch einen schmeißt es. Mir hilft mein Teleskopschutzblech (aus Plaste), den Hintern vor dem schwarzen Straßendreck zu schützen. So ist die Hose wenigstens "sauber nass". Der Giau wird gut genommen, die Abfahrt ist schon wieder trocken - die Jacke schon lange wieder im Rucksack. Die Strecke bis Arraba zieht sich eklig lang hin und ist kraftraubend, der Campolongo aber wird mit links überwunden. In Arraba konnte ich doch tatsächlich beobachten, wie ein sogenannter Sportskamerad ins Begleitfahrzeug stieg und sich nach oben fahren lies. Seine Nummer ist mir bekannt - Schande sei mit ihm! Eigentlich hätte man ihn verpfeifen sollen - aber manche brauchen es halt so. Im nächsten Marktflecken nach Corvara dann die übliche 5-Minuten-Einkehr für ein kurzes Hopfendoping - ein Hochgenuß. Und schon bin ich oben auf dem Grödnerjoch - die letzten Meter bis Wolkenstein geht's noch mal richtig flott voran. Die Nudeln der Pastaparty wollen noch nicht rutschen, aber später dann zu kühlem Hefeweizen mundet eine Riesenportion Leber mit Bratkartoffeln, nicht ohne vorher noch eine kräftige Portion Caprese verschlungen zu haben. Und im Gasthaus ist das Bier alle - zig Radler haben hier kräftig zugeschlagen, einfach nichts mehr da. Spaß macht inzwischen die allabendliche Operation einer teamübergreifenden Waschmaschinenfüllung mit unseren verschwitzten Klamotten. Frau Wirtin hat uns sogar alles über die Leine gehängt. Noch ist das Wetter gut, die Vorhersage sieht aber etwas bescheidener aus. Müde fallen wir in die Kiste. |
....ein böses Pässchen, so meinen wir. |
29. Juni, 5. Etappe Wolkenstein - Alleghe / 113,7 km, 3.169 Hm Wolkenstein mag scheinbar keine TransAlpler - wieder (wie schon 2004) regnet es beim Start aus vollen Eimern. Überhaupt regnet es fast den ganzen Tag, Sellajoch, Fedaia, Staulenza. Um irgendeinen Bergstock fahren wir fast ganz herum und kommen auf der Rückseite zum Passo Duran. Eine Baustelle mit schnell an Höhe gewinnender Straße macht die Angelegenheit nicht leichter, dann wird es in einem Bergdorf auch noch recht eng auf der Straße. Wir kommen in ein Gewitter, dass einem Angst und Bange werden kann. Dicke Sturzbäche fließen über die Straße und man glaubt, gleich weggespült zu werden. Fünfzehn bis 20 km vor Alleghe dann reißt endlich der Himmel auf, die Sonne scheint. Und am Ziel fragt man sich, warum es den ganzen Tag über so richtig Scheiße sein musste. Ich glaube, dies war der Tag mit den höchsten Ausfällen (bis zu 150 Teilnehmer, man musste zusätzliche Busse chartern!) Im Hotel nach dem Duschen schnell etwas obligatorische Radpflege betrieben nach der materialmordenden Tour, Bremse gesäubert, Kette eingesprüht, später gemeinsam die Waschmaschine mit Klamotten bestückt. Abends in der Eissporthalle am See anlässlich der Pastaparty wunderbaren Broiler mit Haut und Kraut und anschließend noch die dort angebotenen Wurstspezialitäten in nicht zu kleinen Mengen aufgenommen - incl. der entsprechenden Menge goldgelber Hopfenkaltschale. Herz, was willst du mehr! Der Mensch ist zufrieden. |
....kurz vor dem gewaltigen Gewitterregen. |
30. Juni, 6. Etappe Alleghe - Kaltern / 115,4 km, 2.917 Hm Startaufstellung am See, schnell
noch 20 Tropfen beim Doc geholt gegen nervösen Magen - damit die Verpflegung besser
reingeht. Erst mal einige km neutralisiert mit der Meute bergab, dann durch den Tunnel
und Aufstieg auf den Passo San Pellegrino. Weiter über den Karerpass Richtung
Deutschnofen. Danach - nicht ohne viele Kilometer dazwischen - dann eine wunderbare
und endlos lange und gewundene Abfahrt ins Etschtal über Montan und Auer. Mit
jeder Serpentine wurde es zwei Grad wärmer. Hitzestau im Etschtal - und schnell
rüber zum Coyotenpass. Dieser Himmelhund, unten rechts ein Schild mit 6,5 km nach
Kaltern, aber nein -wir warten ja schon darauf - uns zwingt der Weg über die bis
zu 20%igen Anstiege durch die schattenlosen Weinberge. Einige haben echt geschoben,
andere fast geweint. Und Lady Röhrborngasse, die uns entgegen kam......**
? Meine Gruppe konnte ich dort Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung und ganz langsam
hinter mir lassen, wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis in der derzeitigen Verfassung
und ein Trost: es gibt langsamere als mich. Endlich
konnte ich den Kirchturm von Kaltern ausmachen und habe es auch noch bis zur Kelterei,
dem Tagesziel, geschafft. Dort stand schon - hoch lebe die FdR-Kameradschaft - ein
HWH für mich bereit. So habe ich es jedenfalls ausgelegt! Danke, Kameraden. Danke
Bernd ! (** soll "still vor sich hingegrantelt" haben, so sagen Dabeigewesene) |
...der tägliche wundersame Taschentransport. |
01. Juli, 7. Etappe Kaltern - Riva / 121,4 km, 2.616 Hm Die Jungs der FdR haben beschlossen,
heute mit dem Alten Mann, den sie manchmal auch Marathontrainer nennen, gemeinsam zu
fahren. Das kostet sie zwar eine Menge Zeit in der Wertung, ist aber ein feiner Zug.
So geht es unter lustigen Blödeleien unseres Norbert über den Mendelpass
bis zur ersten Verpflegung. Manch einer wäre bei der Lacherei fast vom Fahrrad
gefallen - es war jedenfalls nicht einfach, den notwendigen ernsten Druck aufs Pedal
zu kriegen. Hier haut sich Fred im Überschwang sein Kettenblatt ins Schienbein,
was er nicht sogleich bemerkt. Erst der Fluß warmen Blutes lässt ihn einhalten
- ein Pflaster muß reichen. Weiter geht´s in großer Hatz, die Herren
haben es eilig. Ich kann Norbert dennoch dafür gewinnen, an irgend einem lästigen
Anstieg an einem Glasbiergeschäft anzuhalten und zwecks Erhöhung des Flüssigkeitsspiegels
einzukehren. Die nächste und gleichzeitig letzte Labe überfahre ich um ca.
300 m, denn hier gibt es schon wieder ein solches Geschäft. Ob kleine oder große
Dosis, egal, es schmeckt um Welten besser als das ekelige Squeezy oder Wasser, ist
nahrhaft und äußerst bekömmlich. Und dennoch bin ich kein Alloholiker
- dies wollen wir hier gleich mal ganz deutlich klarstellen! Dafür aber ein echter
BAYER ! |
Es ist vollbracht und wir sind wohl mit Recht stolz auf unsere Leistung ! ..am sommerlichen Gardasee in Riva. |
02. Juli / Sonntag, Rückfahrt-Heimfahrt Pünktlich um 10 Uhr rollen
8, 9 oder gar 10 oder 12 Busse aus Riva in Richtung OA, wo wir ca. 15:00 Uhr eintreffen.
Schnell die Räder eingeladen, die Koffer dazu gewuchtet und Verabschiedung von
den anderen FdR. Gegen 20:30 Uhr sind wir nach digitaler Fahrt - siehe eingangs - wieder
in Rodgau gelandet. |
**Im nächsten Jahr werde ich, wenn denn die Kameraden sich nochmals aufraffen sollten, als Teambegleiter dabei sein. Es sei denn, ich kann bei mir eine exorbitante Lesitungsexplosion vermerken und muss nicht mehr als Teambremse wirken. Schaun wir mal ! |
** Nachsatz am 02. Mai 2007
- Was hat mich nur geritten, habe ich mich doch wieder überreden lassen, auch in 2007 teilzunehmen. Vielleicht weil es dann meine fünfte Teilnahme wäre, ein guter Anlauf zum Ausstieg. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, die besagte und exorbitante Leistungssteigerung jemals zu erreichen. -