V o r w
o r t
Direkt nach der JTT2006 und auch Wochen später noch hatte ich gesagt, dass ich
keine weitere JTT mehr fahren werde - 4 x sei genug. Der Streß war mir einfach
zuviel - auch die körperliche Belastung, weil fast täglich am Anschlag oder
drüber. Dann kamen wieder die Gespräche mit den Freunden und Aspiranten für
2007 und der Gedanke, es ein fünftes und allerletztes Mal zu versuchen. Auch fing
es wieder an, in den Beinen zu jucken - der seinerzeitige Schmerz war längst vergessen.
Und schwupps, da war´s schon 12:00 Uhr mittags am 01. Dez. 2006 - und ich angemeldet.
Diesmal mit Horst Faust und wieder in der Kategorie Grand Masters mit zusammen 116
Jahren. Dann hieß es warten auf die Streckenfestlegung und ich hätte kotzen
können, als bekannt wurde, dass es wie in 2005 über meinen "Lieblingspass"
gehen sollte, das Stilfserjoch (2.757) mit über 2.200 Höhenmetern am Stück.
Aber das Unglück war nun nicht mehr aufzuhalten und nahm seinen Lauf, die Trainingsvorbereitungen
begannen. Diesmal ohne die üblen Schwitzeinheiten in der Spinningstube der TGS,
dafür mehr MTB-Einheiten in den noch kalten Frühjahrstagen. Die Wochen und
Tage flogen dahin, dann war auch schon das Startwochenende da. |
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23. Juni
/ Samstag / Anreisetag
Endlich war alles eingepackt, das Rad gut verstaut. Ich habe es zudem geschafft, meine
Vorjahres-JTT-Reisetasche inhaltlich um einen Quantensprung leichter zu gestalten.
Horst steht schon parat, als ich bei ihm vor fahre. Auch hier ist schnell alles zugepackt,
das Rad ordentlich verzurrt - seine Frau verabschiedet - es kann losgehen. Ein Sharan
ist eben auch ein gutes Gefährt für Radurlaube.
Ohne Verzögerung und mit Hilfe meines neuen TomTom erreichen wir Oberammergau
am frühen Nachmittag fast zeitgleich mit den anderen F-d-R-Teams.
Die Akkreditierung geht diesmal ganz flott vonstatten - auch der Veranstalter ist in
der Zwischenzeit bei der fünften Veranstaltung mit immer wieder kleinen Verbesserungen
dabei. Wir ziehen uns auf´s Zimmer zurück und packen um. Danach drehen einige
noch eine kleine Runde auf der morgigen Strecke bis zum Schloß Linderhof, andere
testen, ob nach dem Zusammenbau alles richtig funktioniert, wieder andere verschieben
das Fahren komplett auf den morgigen Tag - aber dann richtig.
Keine neuen Erkenntnisse gibt es auf der anschließenden Nudelparty im großen,
aber dennoch engen Zelt des örtlichen Tennisvereines. Das Essen ist gut und reichlich,
die Akkustik dafür nach wie vor sehr bescheiden und die Redner nur schwer bis
gar nicht zu verstehen. Wir trollen uns und nehmen nach einem HWH/HWD noch ein dickes
Eis zu uns. Danach die Frage: Wie wird das Wetter morgen - es kann garnicht anders
- muss einfach gut werden. |

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24. Juni
/ Sonntag / Oberammergau - Imst
Zeitig haben wir unsere riesigen Taschen an den LKWs abgegeben, incl. die der beiden
Damen Gitta und Andrea vom Team Radhaus Bonnet aus Schaafheim. Sie fahren mehr oder
weniger mit uns, da wir auch für sie die Organisation der Etappenübernachtungen
übernommen haben. Danach wie im Vorjahr Fotosession im Startbereich, natürlich
wieder incl. des "Röhrborngasse"nschildes.
Dann ist es auch schon zehn Uhr und die wilde Hatz geht los. Scheinbar geht es doch
nur um 50 km - oder sollten wirklich um die 110 km mit 2.223 Höhenmeter vor uns
liegen? Es wird wieder kräftig auf´s Tempo gedrückt. Ich klinke mich
nach wenigen Kilometern aus und ziehe eine ruhigere Trittfrequenz vor. Nur nicht jetzt
schon in den roten Bereich kommen! Da es vor dem Hahntennjoch (1.894m) noch einiges
an Auf und Ab gibt (Ammersattel 1.096m, Höhen um Berwang und Kelmen), muss man
sich ja jetzt noch nicht alle Körner rausschießen. Es ist heute schon klar,
daß ich die restlichen 7 Mitstreiter aus der Fraktion "Röhrborngasse"
auf allen Etappen reichlich vor mir herschieben werde. Altersbonus, oder so, wie man
es auch immer nennen will. Die erste Labe ist gnadenlos überfüllt und auch
schon verdreckt - das Los der später ankommenden halt. Ich spreche kurz mit Gitta
und eile weiter.
Und schon sehen wir den immer wieder imposant wirkenden steilen ersten Anstiegskilometer
zum Hahntennjoch vor uns. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit bis dorthin liegt heuer
nur bei 28,3 km (Vorjahr 36,5km/h), aber der Weg war ja auch etwas länger und
welliger. Es läuft ganz gut bis oben, fällt zumindest nicht schwer. Die Abfahrt
wie üblich ruppig, aber es ist warm und das Überstreifen der Windjacke lohnt
nicht. Und außerdem ist unten in Imst schon Etappenende. Im unteren Bereich der
Abfahrt und schon wieder im Wald hat es einige Radler mit Platten erwischt - so ein
Pech aber auch, kurz vor der Toilette doch noch in die Hose gesch...... Leider ist das Ziel diesmal außerhalb des Ortes
im/am Sportgelände. Vor zwei Jahren war das Ziel mitten in Imst und es herrschte
dort ein Leben wie auf der Zeil in Frankfurt. Heuer war Downtown Imst wie eine Geisterstadt,
richtig unheimlich. Nach der Zielankunft und entsprechender Auffüllung der Flüssigkeitsreserven
mit ordentlichen Getränken gemeinsam zum Hotel Post ins Städtchen losgerollt,
um ausgeschwärmt - wegen unterschiedlicher Wegefindungsideen - dort nach und nach
anzukommen. Ein großer alter Laden, der sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte
- dafür war die Preisgestaltung schon um Jahre voraus. Manche rasten und ruhen,
andere gehen eine Runde ins hauseigene Schwimmbad oder zur Massage. Später dann
- und wir sind recht früh dran, will heißen: keine Warteschlange - geht's
zur Pastaparty in die örtliche Kletterhalle im Sportzentrum. Es schmeckt gut und
wir bestaunen die Jugend bei ihren Klettervorführungen.
Streß bereitet noch die Frage, ob und wann die Taschen am nächsten Morgen
abgeholt werden - und wo liegen die tägliche Gazetta nebst den Ergebnislisten
des ersten Tages. |


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25. Juni
/ Montag / Imst - Ischgl
Puh, Taschenabgabe bereits um 7:00 Uhr - noch bevor man eigentlich weiß, wie
das Wetter wird - d.h. besser Regenjacke und Armlinge mitführen. Nach kurzem neutralisierten
Start geht es flugs voran über Landeck und das Stanzer Tal - und schnell ist kurz
nach Sankt Anton die Steigung zum Arlberg (1.793m) und später der Pass erreicht.
Oben Verpflegung und hurtig ein vanilliger Tetrapack von Fresenius (Nahrung für
Magersüchtige) reingezogen. Flüssige Kalorien gehen immer, bei festen dagegen
tue ich mich schwer. Also eben auf diesem Wege. Für die kilometerlange Abfahrt
ziehe ich schnell noch die Jacke gegen den Fahrtwind über, - es ist kühl
im Schatten. Später fahre ich am Beginn der Silvretta-Hochalpenstraße und
im letzten Ort vor dem Anstieg zur Bieler Höhe (2.017m) doch tatsächlich
an der Kneipe vorbei, in der ich vor zwei Jahren eine wichtige Hopfenkaltschale zu
mir nahm. Ohne Haltepausen geht´s hinauf - dennoch zieht es sich wie Gummi. Endlich
oben, schnell einen Blick über den unteren und dann den oberen See geworfen, kein
Halten, keine Windjacke, abwärts wie auf der Flucht ins Paznauntal. Und fast hätten
es ein paar frei laufende Jungrinder geschafft, mich vom Fahrrad zu werfen. Nochmal
Glück gehabt und den Zusammenstoß gerade noch vermieden. Das Ortsschild
Ischgl naht, das Ziel ist gleich erreicht. Es geht mir gut! Schon zum dritten Male
bin ich in der gleichen Pension, (2004/2005/2007, Almrausch, Haus 206), die Freunde
natürlich zum ersten Mal. Die Zimmer sind gut, wir alle zufrieden. Bei der späteren
Pastapary ist es ätzend heiß, wir flüchten sofort nach dem guten Essen
nach draussen. Horst, mein Teampartner, fühlt sich nicht so gut und zieht sich
ins Zimmer zurück. Wir erfahren noch, daß das morgige Wetter nachmittags
stark gewittrig sein könnte und dass die Koffer bereits um 6:30 Uhr abzugeben
sind. Jeden Tag früher, ein ätzender Bestandteil dieser und aller bisherigen
JTTs. Dann ziehen auch wir uns zurück. |

Gitta und Andrea |
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26. Juni
/ Dienstag / Ischgl - Naturns
Der Blick aus dem morgendlichen Fenster lässt uns erschauern. Das Bild nach oben
auf die Bergspitzen zeigt, dass es schon ein paar hundert Meter höher in der Nacht
kräftig geschneit hat. Was zieht man an? Ich bleibe bei der Windjacke und streife
noch die Armlinge über. Gleich nach dem Start geht es neutralisiert auf den nächsten
etwas über 20 Kilometer bergab. Es ist kein schönes Fahren, Schwachgeister
schießen links vorbei und drängen sich dann vor dem stehenden Gegenverkehr
wieder rechts rein. Es kommt zu vielen unschönen Situationen und den ersten Stürzen.
Aber bald haben wir den Abzweig zum engen Anstieg auf den Tobadill (1.152m) erreicht.
Hier entzerrt sich das Feld, es ist ja bekannt, daß die Berge in dieser Beziehung
sehr selektiv sind. Kein großes Gespräch mehr, höchstens ein Geschimpfe,
wenn der Vordermann auf dem schmalen Sträßchen mal beim Schalten fast stehen
bleibt oder es aus irgendwelchen anderen Gründen etwas stockt. Keiner will aus
den Pedalen raus - noch geht es etwas hektisch zu. Die Abfahrt ist eng und kurvenreich
- aber es geht gut voran. Nach einem etwas langweiligen Stück geht's noch vor
der bekannten Kajetansbrücke direkt am Grenzposten (A/CH) rechts ab in Richtung
Martina. Kurz vor Martina dann links ab zur Norbertshöhe mit ihren 14 Kehren.
Diese ist auch gut zu fahren, man kennt sie ja mehrfach vom 3-Länder-Giro. Und
jetzt ist auch klar, woher die Peaks auf der Streckenbeschreibung kommen. In Nauders
fahren wir am Schloß vorbei und auf anderen hoch-und-runter-Nebenwegen, nicht
auf der gleichmäßig an Höhe gewinnenden Landstraße. Oben geht's
weiter auf der rechten Seeseite, die Landstraße liegt am linken Ufer. Reschenpaß
(1.508m) - wir sind oben, man merkt es kaum. Die Abfahrt ist weniger schön, die
Landstraße zwar breit, aber der böige Seitenwind hebt einige JTT-Teilnehmer
fast aus dem Sattel. Unten geht es kurz nach der Ortschaft Schluderns dann irgendwann
auf die Vintschgauer Höhenstraße (1.578m). Die stellte ich mir etwas anderes
vor, nicht aber als nur ein schmales asphaltiertes Wegelein, das sich mal mehr und
mal weniger nach oben schraubt. Horst hat sich heute zurückgehalten und er, den
ich weit vor mir wähnte, ist kurz nach Nauders zu mir aufgefahren. Wir bleiben
über eine längere Wegstrecke zusammen - praktisch bis zur letzen größeren
Abfahrt. Hier lasse ich mich mit über 85 km/h ins Tal fallen und haste auch die
letzten 15 oder 20 km wie bekloppt voran durch Weinberge und Obstplantagen. Vorsprung
- Vorsprung, einmal vor Horst im Ziel sein, so lautetet die Devise. Unterwegs muß
ich noch einige Unfälle zur Kenntnis nehmen, zu rasante Fahrer, die Bekanntschaft
mit Verkehrskreiseln oder gar harten Teilen in Obstplantagen machen mussten. Selbst
der letzte Hubbel mit der Ortschaft Tarsch wird flott gemeistert, ich kann noch einige
Überholungen langsamerer bzw. platter Mitstreiter/-innen verbuchen. Und ich habe
es geschafft, 15 oder 20 Minuten vor Horst, soviel waren es wohl. Das tut dem alten
Mann gut. Vielen Dank Horst, das baut mich auf, auch wenn es nur eine Eintagsfliege
sein wird. Die Pastaparty war gut, das Essen hat geschmeckt - und wir haben dabei im
Freien sitzen können. Die Innenräume sind immer viel zu überhitzt, das
hält kein Mensch aus. Horst hat die Pastaparty ausgelassen und sich direkt aufs
Ohr gelegt. Morgen wieder ein kräftiges Frühstück, dann wird es auch
bei ihm wieder richtig gut laufen. Wir jedenfalls haben gut gegessen, ich habe wie
immer die Ergebnislisten abgewartet und abgegriffen - dann noch ein Bier oder zwei
- flugs ab in die Kiste. |

Teammanagerin
Irmy |
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27. Juni
/ Mittwoch / Naturns - Livigno
Der Tag, der mir im Vorfeld den meisten Respekt abverlangte! Ich bin schon 3 x von
Prad aus über das Stilfser Joch (2.757m) gefahren, deswegen kann ich es aber noch
keinen Deut mehr oder besser leiden. Ich hasse diese endlosen und kraftraubenden Bergaufstrecken
- hier über 1.800 HM alleine ab Prad. Nach der frühen Taschenabgabe ging
es zu einem guten Frühstück in Irmys Hotel. Dabei ergab sich erneut ein Fotoshooting
für unsere örtliche Presse durch unsere rührige Managerin. Nachdem Gitta
auch noch festgestellt hatte, daß ihr Schlafanzug noch im Hotel hing und unser
Management die Abholung übernahm, gings dann endlich zum Start. Der Anlauf bis
Prad, von wo es dann erst richtig los geht, betrug etwa 35 km bei 400 HM. Gleich gegenüber
der Verpflegung in Prad schnell und erstmals auf dieser JTT ein Gasthaus aufgesucht
und darin den Flüssigkeitshaushalt überprüft und aufgefüllt mit
einem kleinen Bier für den Durst zwischendurch. Dazu 2 x meine Tetrapacknahrung
- das hat mich bis oben hin aufs Joch gepuscht. Nach der letzten Kehre mussten wir
minimalsten Schneefall registrieren, aber die Straße blieb trocken dabei. Windjacke
an, ab nach unten Richtung Bormio. Heuer kam mir diese Abfahrt länger vor als
vor zwei Jahren, wohl nur, weil mich der Gedanke beschäftigte, nach Bormio noch
über zwei Passhöhen und insgesamt ca. 1.200 HM klettern zu müssen. Und
unten gleich wieder der wärmenden Jacke entledigt - zu schnell überhitze
ich. Aber es lief richtig gut. Ein junger Teilnehmer fragte mich kurz vor der Höhe
des Passo Foscagno (2.291m), ob ich noch ein Gel für ihn habe. Er schien am Ende
und ich nicht! Generös und ohne Worte - wegen eigener Beanspruchung aller Recourcen
- zog ich ein solches raus, reichte es ihm und trat wieder rein. Kurz vor der Paßhöhe
fing es leicht an zu tröpfeln, hörte aber ganz oben gottlob wieder auf -
weiter ohne Regenjacke, prima. Dann ging´s nochmals 150 bis 200 HM bergab, wieder
etwas hoch auf den finalen Tagesberg, den Passo d´Eira (2.210m), dann ganz flott
bergab. Die Regenjacke blieb weiterhin am Lenker, auch wenn der Himmel nordwestlich
ziemlich finster wurde, ein Gewitter schien aufziehen zu wollen. Nichts wie runter
vom Berg jetzt, ab ins Ziel. Und es hat gereicht, ich bin trocken dort angekommen.
Andrea hat es leider aufgrund eines Plattens nicht mehr bei Trockenheit geschafft -
schade. Wir sind dann aber 20 Minuten später auf den Flachmetern vom Zielbereich
zum Hotel, ca. 3 km, doch noch etwas gewaschen worden - aber das haben wir schmunzelnd
und fluchend zugleich hingenommen. Frank und Dirk sind später mit dem Taxi zum
Start/Zielbereich gefahren, um sich die bestellte Massage verabreichen zu lassen. Wir
anderen haben´s uns im Hotel gut gehen lassen, geruht, und sind gegen 18:00 Uhr
zusammen mit den Mädels in eine nahe Pizzeria gepilgert. Mal keine Pasta, dafür
feine Pizza, Salate, andere edle Dinge. Und der Hunger dazu war da ! Bernd verlor auf
der heutigen Etappe in Höhe Prad eine Linse und musste den Rest der Strecke mehr
oder weniger einäugig weiterfahren. Aber Bernd ist hart, der würde auch mit
einem Bein weiterfahren. Dennoch erhielt er ob des vorgenannten Handycaps null Zeitgutschriften.
Kommentar eines Autofahrers an einem besonders steilen Stück Straße: "Schafft
was und fahrt hier nicht nur so einfach rum". Frank hat´s gottlob nicht
gehört, sonst hätte es wieder Diskussionen und mehr gegeben. Aber für
was hat er eigentlich seinen Rechtsanwalt. |


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28. Juni
/ Donnerstag / Levigno - Ponte di Legno
Schönes Wetter, blauer Himmel, aber eine elende morgendliche Frische in diesen
Höhen (1.800m) 09:00 Uhr, Start in Levigno: Nach einer Ehrenrunde des gesamten
Pelletons durch die langgestreckte Ortschaft - auf Wunsch des Bürgermeisters -
ging´s gleich für knapp 20 Kilometer hoch zum Forcola di Livigno (2.315m).
Letztes Jahr bogen wir beim Engadiner Radmarathon auf der Höhe rechts ab zum Berninapass,
heuer fuhren wir links ab - wunderhübsch und für viele Kilometer (knapp 40)
bergab durch das Val Poschiavo bis Stazzona. Nicht ungefährlich manchmal, besonders
in den Ortschaften und ganz besonders in Nähe der Eisenbahnschienen des Bernina-Express,
die manchmal parallel zur Straße liefen oder diese in einem für Radfahrer
ungünstigsten Winkel querten. Natürlich gabs wieder einige Stürze wegen
Unaufmerksamkeiten sowie Überschätzung der eigenen Künste. Danach war
der Anstieg zum Passo Mortirolo (1.826m) angesagt, der sich endlos in die Länge
zog, schier gar kein Ende nehmen wollte.
Gitta hat dann auch noch aus unerfindlichen Gründen - wahrscheinlich war ihr die
bisherige Strecke zu wenig anspruchsvoll, am Mortirolo eine falsche Abfahrt genommen
und mußte - sie hat´s aber irgendwann bemerkt - ca. 6 km Steilststrecke
wieder bergauf fahren. So kam sie halt mal nach Andrea ins Ziel, was diese wiederum
etwas aufgebaut hat- sie beide aber in der Wertung auf einen ungünstigeren Platz
im Klassement warf. Die letzten 12 km ging´s dann nochmal ungemütlich ständig
leicht bergauf. Und wenn man dann glaubt, man ist da - weit gefehlt. Man mußte
über die örtliche Umgehungsstraße und immer wieder leicht bergan bis
ans äußerste Ortsende, um dann nach links in den Zielort abzubiegen. Ich
jedenfalls war in Ponte di Legno dann ziemlich leer und die dargereichten Speisen im
Zielbereich wollten noch nicht an mich. So sind wir dann in aller Ruhe und etwas verzettelt
die 3 oder 5 km nach Temu zurückgerollt zu unserem Hotel. Ein einfaches Haus mit
gesalzenen Preisen. Die haben ganz schön hingelangt, alter Schwede. Später
dann fast geschlossen mit dem Shuttle-Bus wieder hoch ins Start/Zielbereich gefahren
zur Pasta-Party. Das war wirklich toll in der großen und luftigen Halle und die
Verpflegung war vom Feinsten. Mehrere kostenfreie Nachschläge und diverse (zahlungspflichtige)
Biere fielen wie durch einen Rost nach unten. Mann, hatte ich einen Bärenhunger.
Nach Siegerehrung, Bildern des Tages usw. dann wieder zurück ins Hotel geshuttelt,
wo wir noch einen Gute-Nacht-Trunk einnahmen und die Ergebnislisten diskutierten. |
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Es wird brutal hart gefahren
in diesen Tagen! Gottlob nicht in den Reihen der F-d-R.

Die Herrschaften
auf/mit den Motorrädern richteten es immer wieder. Ihnen - dem Ärzteteam - gebührt unser aller
Dank ! Sie waren immer da, wenn man sie brauchte und gaben die notwendige Sicherheit.
Jedes Jahr bisher. |
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29. Juni
/ Freitag / Ponte di Legno - Kaltern
Heute ein besonderer Tag, keiner weiß es so genau warum, aber wir fahren nach
Kaltern. Dort hat es uns im Vorjahr extra gut gefallen - vielleicht auch, weil wir
das WM-Spiel Deutschland-Argentinien unter der Weinlaube mit einem Sieg feiern konnten.
Erst ca. 12 km hinauf zum Passo Tonale (1.884m), dann wieder endlos bergab, ganze 40
km. Anschließend der harte Anstieg zum Brezer Joch (1.401m). Irgendwo da oben
habe ich an einsamer Stelle nochmals einer kleinen Hopfenkaltschale gefrönt -
wiederum absolut labend und die Geschwindigkeit erhöhend. Nach einer Abfahrt dann
der finale Berg für heute, der Mendelpass (1.378m). Heuer von Fondo aus, letztes
Jahr von Kaltern her. Von der Fondo-Seite her relativ kurz und einfach, selbst eine
kleine Umleitung bringt weder erwartete Mehrkilometer noch mehr Höhenmeter. Die
Abfahrt Richtung Kaltern ist einfach genial. Breite, teils neue und übersichtliche
Straße mit gutem Belag, einfach nur zum Genießen. Aber oh Schreck, die
Abfahrt ist ja ganz schön lang - das sind wir alles im letzten Jahr auf der finalen
Etappe hoch gefahren. Hut ab, denke ich da mal kurz! Aber selbst hier noch überschätzen
sich einige JTT-Teilnehmer oder sind zu euphorisch und stürzen in den zu schnell
genommenen Kurven. Oft ist es eine kleine Unkonzentriertheit mit fatalen Folgen. Unten
noch ein paar flache Kilometer incl. zweier Asphaltblasen, dann ist schon das Ortsschild
von Kaltern zu sehen. Nichts wie rein ins Ziel in der Weinkellerei, die anderen "vor-mir-herschiebe-Kandidaten"
von den F-d-R warten schon auf mich. Horst springt sofort auf und holt mir ein Bier,
welches ich sichtlich genieße. Danke! Und auch die dicke Bratwurst schmeckt fünf
Minuten später schon wieder, da müssen die Freunde ein paar Minuten warten
mit dem Rutsch ins Hotel. Als erstes werden wir mit den Rädern in einen leeren
und fast staubfreien Verkaufsraum dirigiert, besser und sicherer kann es nicht mehr
sein für unsere besten Stücke. Und was sagt man im Hotel: "Ach ja, Sie
kenne ich doch vom letzten Jahr. Sie haben doch so viel gegessen und immer wieder etwas
bestellt". Da fiel mir doch vor Schreck die JTT-Riesentasche aus der Hand. Nicht
weil ich so groß bin, nicht weil ich so schön bin, nein, weil ich soviel
gegessen habe! Da staunt man doch ein wenig. Aber ich hab´s ihnen gezeigt: Habe
heuer wieder die notwendigen Mengen gegessen und getrunken, weil alles stimmig. Ist
einfach ein schönes Plätzchen im Laubengang des Hotel Turm. Zwischendurch
wurde dann noch zum üblichen Wäscheeinsammeln gerufen und ein finaler JTT-Waschgang
veranstaltet. Alles wurde uns fein säuberlich aufgehängt, lediglich ein paar
Teile mussten wir dann aus dem Weingesträuch der Pergola fischen. Und der Waschgang
war ein kostenfreier Service des Hauses - das findet man auch nicht überall.
Übrigens kam unsere Managerin extra aus Naturns zu uns rüber nach Kaltern
zum gemeinsamen Abendessen. Späterhin auf einem Rundgang durch den Ort mit allen
F-d-R dann noch das obligatorische Rieseneis als Abschluß eines schönen
Tages. |



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30. Juni
/ Samstag / Kaltern - Riva del Garda
Letzter Tag mit frühem Aufstehen. Unsere freundlichen Herbergsleute haben uns
mit einem guten Frühstück nett verabschiedet. Nach dem Start geht´s
gleich wieder neutralisiert und für ca. 5 km bergab. Dann eine flache Hetz- und
Jagdstrecke bis Mezzolombardo mit den entsprechenden Stockungen und dem üblichen
Resultat. Ein Sturz. Wie es nur immer wieder passieren kann, unglaublich. Sieht nicht
zu gut aus, der Gute, hat ihn ganz schön auf die Straße geschmissen. Auf
dieser Geraden schießt irgendwann Andrea im Schlepptau eines Kerles an mir vorbei.
Den läßt sie aber nach ein paar weiteren Metern wie einen Anfänger
stehen und jagt weiter. Ob sie den spanischen Arzt oder mehr kennt, denke ich ?!? Kann
die ranklotzen, es macht mich sprachlos und ich befürchte schon, nach ihr am Gardasee
anzukommen. Das darf nicht sein! Aber dann kommt der Berg und rettet mich. Es ist der
Anstieg nach Fai della Paganella und weiter nach Andola, einen Namen hat der Berg gemäß
unseres Roadbooks eigentlich nicht. Er läßt sich auf den nächsten ca.
15 km sehr gleichmäßig fahren und mein Vorsprung zu Andrea vergrößert
sich mit jedem Meter. Über Molveno und San Lorenzo geht´s bis zur finalen
Verpflegungsstation hinter Ponte Arche. Hier nehme ich etwas Wasser, einen letzten
Tetrapack, dann stürze ich mich in den Passo del Ballino. Nochmal ca. 400 HM,
es ist heiß und die Weinberge geben keinen Schatten. Aber das Ziel ruft !!! Die
letzten Kräfte werden mobilisiert. Oben! Noch einen Blick auf den kleinen See,
den Lago di Tenno auf der linken Straßenseite, Wasser so blau wie auf einer Südseepostkarte.
Der Gedanke nach Urlaub und einfach rumliegen schießt mir durch den Kopf. Nichts
da, weiter geht es, nur nicht schwach werden jetzt! Kurz danach ist schon die Seeluft
des Gardasees zu schnuppern und es geht nur noch bergab. Die Zeitmessung ist wieder
ein paar Kilometer vor dem Zielort auf der Abfahrt plaziert, man mußte das Renngeschehen
aus Sicherheitsgründen aus dem Ort herausnehmen. Gut so!
Somit sind die letzten Serpentinen zum Genießen da und ich rolle - aber immer
noch nicht ganz langsam, Rennfeeling ist schließlich noch in mir - nach Riva
del Garda. Dort bin ich aber gleich mehrfach erstaunt, werde ich doch bei der Zieldurchfahrt
namentlich ausgerufen und begrüßt: "Wir gratulieren Klaus Kredel von
den Freunden der Roehrborngasse bei seiner 5. Zielankunft bei einer JTT". Woher
wissen die das, wie kann das sein? Nachher stellt sich raus, daß die Kollegen
dies veranlaßt haben. Eine nette Geste für den alten Mann bei seiner letzten
Transalp. Danach Empfang bei der Truppe mit gegenseitigen Gratulationen zum Erreichten
und erwünschte kalte Getränke aus grüner Flasche in Hülle und Fülle.
Anschließend die übliche Abgabe der Räder an den JTT-LKW´s zum
Rücktransport nach OA, nicht ohne vorher noch bei Rose die Pedale abgeschraubt
haben zu lassen. Der Weg in´s Hotel ist heuer kürzer, es ist schließlich
gleich in der Nähe im alten Stadtkern. Sofort bringen wir das Röhrborngasse-nschild am Fensterladen des Hotels
im ersten Stock an. Darf und soll schließlich jeder wissen, welche tollen Kerle
hier wohnen. Nach Duschen und Ruhen gehen wir anschließend fein Essen. Man gönnt
sich ja sonst nichts. Später dann die übliche und langwierige Siegerehrungsprozedur
mit der Überreichung des fehlerhaften Finisher-Trikots.
Dem Aufdruck nach, der 8 Etappen ausweist, müssten wir morgen noch einmal auf´s
Fahrrad. Bloß nicht, es reicht für diesmal, der Hintern wurde genug malträtiert
in den letzten Tagen. |


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01. Juli
/ Sonntag / Riva del Garda - Oberammergau - Rodgau
Nach einer lauten Nacht - weil das Hotel innerörtlich und das Nachtleben dort
sehr lange und ausgiebig und die Müllwerker pünktlich um 04:30 Uhr lärmten
- bei hohen Umgebungstemperaturen recht wenig geschlafen und nur mittelprächtig
gefrühstückt. Kurz nach neun sind wir dann gemeinsam mit Sack und Pack in
Richtung Busparkplatz getigert. Die Tasche wirkte heute wieder schwerer, wie kommt´s?
Es war ein wildes Durcheinander und jeder wollte in den ersten Bus von 10, 12 oder
gar 15, die da kamen. Schließlich hatten wir es geschafft, bis auf Andrea - sie
wurde von ihrem Freund empfangen und blieb noch einen Tag - gemeinsam in einem Bus
unterzukommen. Die Rückfahrt nach OA ging ohne Stopp ab und verlief recht ruhig.
Am Parkplatz in OA dann schnell die schweren Taschen in die Fahrzeuge und zu Fuß
zum Bikepark. Ja, wo ist sie denn, die Marke, ohne die wir unsere beiden Teamfahrräder
nicht zurück bekommen. Gottlob, ein gutes Haus verliert nichts und wir lösen
die Räder aus. Zurück zum Fahrzeug, alles ordentlich verstaut und dann mit
Irmy, Dirk und Frank vereinbart, in welchem Gasthaus wir noch was ordentliches essen
wollen. Es geht doch nichts über einen schönen Schweinebraten mit Semmelknödeln
und eine HWD dazu. Ich habe über die Tage ca. 2 kg an Gewicht verloren, das wollen
wir doch schnellsten wieder ausgleichen. So gestärkt blasen Horst und ich in Richtung
Rodgau - wir wollen jetzt endlich wieder in die Heimat. |

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